„Was kann das Horn noch alles?“ – Felix Klieser
Es ist ein Jahr mit einigen Highlights für Felix Klieser: Er ist Artist in Residence beim Bournemouth Symphony Orchestra, spielt erstmals die Uraufführung eines Hornkonzerts, veröffentlicht eine neue Einspielung und konzertiert in Mexiko mit dem Impossible Orchestra.
Hornist Felix Klieser probiert gern neue Dinge aus, und das ist in der Welt der Musik oft eine gute Sache. Nun ist es Deutschlands Ausnahmesolist aus Hannover von klein auf mehr als andere gewohnt, Dinge zu probieren und eigene Lösungen zu finden. Da er ohne Arme zur Welt kam, fand er schnell heraus, wie er seine Füße als Hände und die Zehen als Finger verwenden kann. Ob Telefonieren, Kochen oder Fahren eines adaptierten Autos, der heute 31-jährige macht alles mit den Füßen. Dass er einer der wenigen international renommierten Hornsolisten wurde, erstaunt ihn allerdings manchmal sogar selbst. Er hat soeben mit den Festival Strings Lucerne und Konzertmeister Daniel Dodds die Mozart-Hornkonzerte 2 und 4 im ausverkauften Münchner Prinzregententheater gespielt, als er in einem Interview Anfang Februar Einblicke in seine Karriere gibt.
Der freundliche, aufmerksame Musiker ist begeistert von dem, was er tut. Musik hat für ihn einen hohen Stellenwert im Zusammenleben, er sieht sie als etwas ganz Grundlegendes. „Kunst hat die Aufgabe, Menschen die Möglichkeit zu geben, miteinander zu kommunizieren“, fasst er das in Worte. Es geht als Profi natürlich um ein hohes, musikalisches Niveau. Immer wieder muss eine Balance gefunden werden zwischen Werktreue und der individuellen Interpretation eines Werkes, von der Artikulation über die Phrasierung bis zur Klangfarbe. Dass er das kann, hat Klieser oft bewiesen. Ansatz, Luftstrom und Atemstütze setzt er dabei großenteils ein wie andere Hornisten, die Ventile spielt er aber mit den linken Zehen. Das Horn ist in Spielhöhe an einem Rollstativ befestigt. Muss der Musiker einen Dämpfer verwenden, wird es noch sportlicher, denn der hängt an einem zweiten Rollstativ, das er mit dem rechten Fuß verschiebt. Aber den Dämpfer braucht er fast nie, seinen Sound erreicht er meist über den Ansatz. Die Zielstrebigkeit des enorm begabten Musikers hat sich gelohnt. Seine Alben erreichten hohe Chartplatzierungen, das Kritikerlob war immens und er erhielt einige Auszeichnungen, etwa den ECHO Klassik, den Musikpreis des Verbands der Deutschen Konzertdirektionen und den Leonard Bernstein Award des Schleswig-Holstein Musikfestivals.
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Der vollständige Artikel ist erschienen in Fono Forum 6/2022.