Die Jazzwelt zu Gast in Bremen – jazzahead! 2022
Die jazzahead! ist die größte Fachmesse zum Thema Jazz weltweit und bringt in unzähligen integrierten Konzerten ausgezeichnete Ensembles auf Bremens Bühnen. Nach zwei Covid-Jahren ohne Livemesse wurde die Stadt 2022 wieder zum Szenetreff, und bei der Gelegenheit gleich verknüpft mit dem seit 2021 jährlich verliehenen Deutschen Jazzpreis.
Messe, das ist Treffpunkt und Trubel, Präsentationsfläche, Netzwerk und immer mindestens ein Hauch von Hektik, ob es nun um Autos geht, Gartenbau oder Musik. An Jazz denken die meisten dabei nicht unbedingt, und dass gerade Bremen ein Szenetreff für diese Musik werden könnte, das hätte bis vor 20 Jahren wohl erst recht kaum jemand vermutet. Bremen, das ist Labskaus, Schifffahrt und die Stadtmusikanten aus dem Grimms-Märchen, für Jazz war die Stadt lange Zeit wesentlich weniger bekannt als etwa Berlin, Frankfurt oder Moers. „Damals dachte niemand, dass wir zu diesem Thema eine Messe brauchen“, stellt der Geschäftsführer der Messe Bremen Hans-Peter Schneider bei der Eröffnung Ende April fest. Wer heute das vielsprachige Schwirren in den drei dicht gepackten Tagen der jazzahead! erlebt, stellt schnell fest, Bremen und Jazz, das funktioniert.
Bei der Premiere 2006 scharten sich ein paar hundert Jazzbegeisterte um einige Dutzend Messestände. Im letzten Vor-Covid-Jahr 2019 strömten etwa 25.000 Besucher durch mehrere Hallen und hörten sich dutzende Showcase-Konzerte an, mehr als 3.400 Fachteilnehmer aus 64 Ländern waren vor Ort. Was zuerst wenige für aussichtsreich hielten, war nun eine etablierte Veranstaltung. Covid legte die Messe 2020 lahm, 2021 gab es eine virtuelle Version mit Streams und Onlinekonferenzen. Die meisten freuen sich Ende April über die Präsenzmesse mit persönlichen Begegnungen und Livekonzerten. Nur wenig erinnert an Covid, außer dem 3-G-Check beim Betreten. Ein zweiwöchiges Rahmenprogramm in der Stadt hat die Bremer bereits auf das Partnerland Kanada eingestimmt, mit Konzerten, Ausstellungen und Filmen. Auf der Messe selbst und in den Showcase-Konzerten soll Kanada dieses Jahr besonders gut vertreten sein. Die Delegation ist mit 100 Mitgliedern angereist, mehr als alle bisherigen Partnerländer.
Am ersten Messevormittag präsentiert sich Messehalle 5 ruhig, Aussteller warten auf Besucher, einige Stände sind noch leer. Einen kleinen Fußmarsch entfernt bereiten in Halle 4 die Tontechniker Sound-Checks vor. Im abgeschirmten Raum neben der Bühne koordiniert Serifa Fischer den Aufbau von Musikinstrumenten, Ton- und Lichttechnik. Sie arbeitet sonst für das Theater Bremen als Produktionsleitung, jetzt ist sie für den Jazz im Einsatz. Für jede Bühne ist ein anderes Team zuständig, und dieses Jahr sind es besonders viele. Einige Gehminuten weiter liegt Halle 2 im Dunkeln, auf der beleuchteten Bühne stimmt ein Klavierstimmer den Flügel. Noch ein Stück weiter durch karge Flure, wo man kaum einen Saal vermuten würde, schließt sich die ÖVB-Arena (Halle 1) an. Auch hier wird in den nächsten Tagen gejazzt. Damit nicht genug: Wie in früheren Jahren wird der neben der Messe gelegene Schlachthof bespielt, ein zum Kulturzentrum umfunktionierter Backsteinbau. Auf der weiträumigen Fläche davor steht erstmals ein Zirkuszelt. Fünf Bühnen, so viel Platz für Musik gab es auf der jazzahead! bisher nie. Es hat teilweise damit zu tun, dass dieses Jahr Konzerte parallel stattfinden. Wegen Covid war lange unklar, wie viele Zuhörer pro Saal zugelassen würden, und so müssen sich die Jazzfans jetzt des Öfteren entscheiden.
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Der vollständige Artikel ist erschienen in sonic 4/2022 (Juli-August).