Weltklasse-Percussion – Marilyn Mazur

Foto von Schlagzeugerin Marilyn Mazur
Foto von Schlagzeugerin Marilyn Mazur im abgebildeten Beitrag: Stephen Freiheit/PR

Balafon, Bongos, Congas, Cymbals, Glocken, Gongs, Percussion-Koryphäe Marilyn Mazur kennt, hat und spielt alles – jedenfalls fast. Die Jazz- und Weltmusikerin hat vier Jahrzehnte Musikgeschichte mitgeschrieben. In den 1980ern tourte sie in den USA mit Trompeten-Legende Miles Davis, Saxofon-Ikone Wayne Shorter und Bigband-Grande Gil Evans, dann von Skandinavien aus mit dem norwegischen Saxofon-Idol Jan Garbarek. Seitdem scharte sie reihenweise eigene, innovative Ensembles um sich, von „Future Song“ über die „Marilyn Mazur Group“ bis zum „Percussion Paradise“. Ihre neueste Combo „Shamania“ ist ein Urkräfte-Treffen skandinavischer Künstlerinnen, ebenso klang- wie rhythmusstark. Schon vor Jahren geadelt mit dem dänischen Jazzpar Preis und dem französischen Django d’Or als „Legende des Jazz“ setzt sich Mazur längst nicht zur Ruhe.

Klopfend, raschelnd, klingend und schlagend hat sich Marilyn Mazur einen Platz in der modernen Jazzgeschichte erspielt. Bereits Jazzjournalist Joachim-Ernst Berendt nannte sie eine „Spezialistin des sound painting“ und „Meisterin des Kolorierens von Rhythmen“.

Skandinavische Frauenpower

Zu Beginn meist von Männern umgeben, hatte Mazur früh die Idee, Frauen-Ensembles zu gründen. Ihre Gruppe „Percussion Paradise“ verband sie für etwa sieben Jahre mit vier weiteren Percussionistinnen. Schon in den 1970ern musizierte sie in der „Primi Band“ mit Laien und Profi-Musikerinnen. Als das Kopenhagen Jazz Festival ein Revival anfragte, gründete sie ihre Profi-Formation „Shamania“. An das erste Konzert 2015 kann sie sich gut erinnern. „Das hat so viel Spaß gemacht, dass wir uns sagten: ,Das müssen wir weiter machen.’“ Etwa zehn Auftritte im Jahr, seit Anfang 2019 nun ein Album beim Label RareNoise Records, und das von vielen Wohnorten in Skandinavien aus. Proben gibt es de facto keine, Konzert heißt: treffen, besprechen, spielen.

Atem, Stimme und Percussion, zeitweise beigetragen von allen, formen die Basis des World Jazz-Ensembles. Darauf baut das Zusammenspiel der jeder für sich ausgezeichneten Solistinnen auf, vom Klavier bis zur Trompete. Für die zentralen Percussionparts hat Mazur ihre Langzeit-Partnerin Lisbeth Diers als zweite Percussionistin in die Band geholt, zudem Schlagzeugerin Anna Lund. Durch das vielseitige Equipment und die komplexen Rhythmen sind neben Skandinavisch-Atmosphärischem viele Einflüsse aus Afrika und Asien zu hören. Mazur ist dort viel gereist, schätzt die Wirkung auf ihr Spiel aber als unbewusst ein. „Ich glaube, das ist mehr eine Art Vision, die ich vom Musizieren habe. Ich bin nicht die typische Forscher-Persönlichkeit, die erforscht, wie andere Gesellschaften Musik machen. Aber ich höre gern Musik aus der ganzen Welt und lasse mich davon inspirieren. Das vermischt sich auf eine Art mit meinem Ansatz des Komponierens“, erklärt sie.

Spätstart als Percussionistin

Ihre ersten Jahre verbrachte die gebürtige Amerikanerin Mazur in New York, zog aber bereits Anfang der 1960er mit ihren Eltern nach Dänemark, wo sie bis heute lebt. Anfangs tanzte sie Ballett und lernte klassisches Klavier. Parallel schrieb sie Songs, Gedichte, probierte Improvisation, und entwickelte so für sich eine zweite Musikwelt. Als Jugendliche entdeckte sie Jazz, hörte staunend Abdullah Ibrahim im Montmartre Jazz Club in Kopenhagen zu. Es war der Beginn ihrer Begeisterung für Ostinato-Patterns, die sie in ihren Stücken bis heute gerne einsetzt. Bis sie ihr Hauptinstrument fand, dauerte es aber etwas. „Ich fing erst mit neunzehn an, Percussion zu spielen“, so die Künstlerin. „Ich dachte, das ist so ein körperliches Instrument, damit könnte ich meine Begeisterung für Bewegung verknüpfen.“ Der Wechsel half ihr, am Konservatorium Kurse fern des ihr empfohlenen klassischen Klaviers zu finden, und längerfristig ihren eigenen Stil zu entwickeln. Je mehr sie lernte, desto neugieriger wurde sie, und hatte sich bald zu der Klangsammlerin entwickelt, die sie bis heute ist. Das gilt für Percussion, aber auch für ihr Schlagzeug-Setup. „Für mich ist beides gleich wichtig“, stellt sie fest. Schon wegen der Möglichkeit, beide Füße mit einzusetzen, spielt sie das Drumset gern.

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Das vollständige Porträt/Feature ist veröffentlicht worden in drums&percussion 4/2019.

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