Irgendwo, in einer anderen Welt – Younee

Foto von Musikerin Younee im abgebildeten Beitrag
Foto von Musikerin Younee im abgebildeten Beitrag: Christina M. Bauer

Die Klassik war ihr Startpunkt. Von dort spielte sich Pianistin Younee durch Pop und Jazz, Blues und Rock. In ihrer eigenen Musik integriert sie alles. Mit PianoNews sprach die Südkoreanerin über Inspiration, spontanes Komponieren, und darüber, was der ideale Flügel mit einer Torte zu tun hat.

Wieder mal muss Younee auf ein Klavier warten. Immerhin: es ist ein ganz besonderes. Vor Kurzem hat die südkoreanische Pianistin den Flügel aus dem Nachlass von Renate Kretschmar-Fischer gekauft. Der Familie der Detmolder Klassikprofessorin war sehr daran gelegen, dass er in die richtigen Hände gelangte. So wurden es die einer multistilistisch versierten Musikerin, deren individueller Stil erst dieses Jahr durch sämtliche Feuilletons komplimentiert wurde. Sie hatte deutschlandweit schon einige Flügel probegespielt. So hegte sie anfangs keine allzu großen Erwartungen, als sie dort stand, in Kretschmars Wohnung. Es hätte schließlich sein können, erzählt sie im Interview in einem Münchner Café, dass das Instrument nach all den Jahrzehnten Klassik auch so klingt – rein klassisch. Aber: „Dieser Flügel hat zu mir gesprochen“, stellt die zierliche Musikerin fest, ihre dunklen Augen glänzen. Sie hat gleich viel mehr gehört als Klassik, da war genauso Jazz, Rock, Blues und Pop. Also alles, was stilistisch in Younees sehr freie Musik hineinspielt, die sie selbst am liebsten „Free Classic and Jazz“ nennt. Und mit der sie spätestens seit ihrem neuesten Album „My Piano“ Dauergast auf den großen Bühnen ist. In ihrem Fall ist das, unter anderem, das Beethovenfest in Bonn, genauso wie Women in Jazz in Halle.

Kretschmars Steinway D sei „ein Chamäleon“, sagt sie. Er gehöre zu den Klavieren, die nicht nur eine Schicht haben, sondern viele, „wie eine Torte“. Gut mischen können sei besonders wichtig, diese Möglichkeit musste der Flügel mitbringen. „Ich spiele Solo, aber sozusagen wie eine Band. Deswegen ist für mich der Bass wichtig. Der Anschlag muss stimmen, der Ton darf nicht zu lang stehen bleiben. Das muss den richtigen Groove haben. Dazu brauche ich aber auch schöne, zarte Töne. Damit kann ich die Atmosphäre wechseln.“ Jetzt kann die Musikerin es kaum erwarten, bis das klavieristische Schmuckstück in ihrem Wohnstudio nahe Würzburg steht. Platz hat sie dort reichlich. Nicht umsonst wählte sie eine umgebaute Busgarage als Wohn- und Arbeitsort.

Es ist nicht das erste Mal, dass Younee auf ein Klavier wartet. So lang wie beim ersten wird sie sich dieses Mal aber bestimmt nicht gedulden müssen. Das musste sie ihren Eltern seinerzeit regelrecht abschwatzen. Musik umgab sie zu Hause ständig, das schon. Entsprechend dem vielseitigen Geschmack vor allem der Mutter liefen dort Stücke von Schumann und Schubert genauso wie von Deep Purple, Bill Evans oder Elton John. Eine Melodica gab es auch, auf der die damals Dreijährige an Melodien nachspielte, was ihr zu Ohren kam. Dass es noch viel interessantere Instrumente mit Tasten gibt, stellte sie bald in der Kinderbetreuung fest, wo ein Klavier stand. An dem arbeitete sie sich eigenständig ab, als ihre Füße noch längst nicht bis zu den Pedalen reichten. Wollte sie zu Hause an einer „Klaviatur“ üben, musste sie sich eine auf Karton zeichnen. Der Rest lief im Kopf. „Ich brauche ein Klavier!“, ließ sie die Eltern alsbald wissen. „Es dauerte lang“, erinnert sich die Musikerin, und lacht. Als sie sieben war, stand endlich das ersehnte Instrument zu Hause. Schon in diesem zarten Alter ging dem Mädchen die Idee durch den Kopf, Pianistin zu werden. „Ich dachte damals: Wenn ich als Beruf etwas machen könnte, das mich glücklich macht, das wäre gut.“ Und was könnte sie glücklicher machen, als Klavier spielen? So ist es noch heute, Jahrzehnte später. Klavier spielen und glücklich sein ist für Younee im Wesentlichen dasselbe.

(…)

Der vollständige Artikel ist veröffentlicht worden in PianoNews 1/2017 (Januar-Februar).

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