Tradition und Hollywood – Juan García-Herreros

Fotos von Bassist Juan García-Herreros im abgebildeten Beitrag: Gustavo Allidi Bernasconi

Die indigene Kultur seiner Heimat Kolumbien hat den World Jazz-Bassisten Juan García-Herreros alias Snow Owl zu einer dreiteiligen CD-Reihe inspiriert. Der erste Teil „The Blue Road“ heimste 2016 gleich drei Global Music Awards ein. Waren die E-Bass-Melodien dort weltmusikalisch-jazzig von Streichern, Gesang und Flöten eingerahmt, geht es nun bei „The Red Road“ kämpferisch zu – mit dröhnenden Metal- und Rock-Opern-Elementen. Parallel reist der Künstler seit 2018 musikalisch und geografisch durch die Welt der Filmmusik, wo er zum Monumental-Spektakel „The World of Hans Zimmer“ die Bass-Sounds für die großen Konzert-Arenen beisteuert.

Am Vormittag vor seinem Auftritt mit dem aktuellen Hans Zimmer-Großprojekt Mitte März in der Münchner Olympiahalle nimmt sich Bassist Juan García-Herreros Zeit für ein aktuelles Interview mit bassquarterly.

bassquarterly: Du bist derzeit mit dem Großprojekt „The World of Hans Zimmer“ unterwegs, sagtest mir aber vorhin, ähnliche Projekte machst du seit acht Jahren. Welches war das erste?

Juan García-Herreros: Das erste war ein Projekt mit Lalo Schifrin. Er hat Musik geschrieben zu den Bruce Lee Filmen, wie „Enter the Dragon“, die viele tolle Lines für elektrischen Bass hat, und zu „Mission Impossible“. Da habe ich das erste Mal Filmmusik mit Orchester gespielt.

bq: Wie kam das, fragte er dich an?

Juan García-Herreros: Ich bekam einen Anruf von Sandra Tomek, sie leitet „Hollywood in Vienna“. Sie fragte, ob ich interessiert wäre. Der Gitarrist Conrad Schrenk hatte mich empfohlen, das war sehr nett von ihm. Lalo Shifrin war dabei, und Al Jarreau sang die Songs. Es war ein sehr schönes Konzert.

bq: Bei der Hans Zimmer-Produktion sind noch einige andere südamerikanische Musiker dabei, der Percussionist Luis Ribeiro aus Brasilien und der Flötist Pedro Eustache aus Venezuela. Gibt es zwischen euch eine besondere musikalische Beziehung?

Juan García-Herreros: Das ist insgesamt sehr schön. Wir haben das Orchester, und dazu die zehn Solisten, aus Serbien, Australien, Venezuela, Brasilien, der Gitarrist ist palästinensisch-deutsch-kolumbianisch. Alle bewundern sich, es ist also einfach, sich gegenseitig auf der Bühne zu halten. Es ist sehr inspirierend.

bq: In solchen Konzerthallen hast du mit Verstärker einen enormen Bass-Sound. Das muss eine ziemliche Erfahrung für einen Bassisten sein.

Juan García-Herreros: Absolut. Ich habe dabei geschaut, welche Frequenzen der Bass und das Cello verwenden müssen, damit Streichen mit dem Bogen und Pizzicato-Teile zu hören sind. Wenn ich sah, sie brauchen 400 Hertz oder 800 Hertz, nahm ich diese Frequenzen aus meinem Equipment heraus. Die Frequenzen, die sie nicht verwenden, verstärkte ich bei mir. Wir haben eine komplette Bass Section, die massiv klingt, und klar. Wir haben viele Komplimente dafür erhalten, wie gut alle Instrumente zu hören sind, was in den Arenen oft schwer hinzubekommen ist.

bq: War das für euch schwer vorzubereiten?

Juan García-Herreros: Das habe ich von mir aus gemacht, ich bin perfektionistisch in diesen Dingen. Wenn wir im Kino Filme sehen, ist die Musik so gut gemastered. Ich dachte, die Leute haben dazu einen sehr emotionalen Bezug. Wenn sie ins Konzert gehen, um diese Musik zu hören, sollten wir besser sein als der Film.

bq: Du wolltest den idealen Klang.

Juan García-Herreros: Genau. Daher lernte ich so viel wie möglich über Frequenz-Allokation, Impulsantwort, solche Dinge. Wir haben einen unglaublichen Toningenieur dabei, Carsten Kümmel, er hat fantastische Arbeit gemacht. Es hat etwa vier oder fünf Monate gedauert, diesen Hans Zimmer-Sound hinzubekommen. Ich habe eine Menge dafür programmiert. Dafür verwende ich Bias FX auf dem iPad, mit Focusrite, zwei Verstärkern, drei Verzerrungseffekten, alles um diesen Klang zu erreichen. Das hat viel Spaß gemacht.

bq: Hans Zimmer hörte sich das an und sagte euch: ,Das ist gut’ oder ,Könnt ihr da noch was ändern’?

Juan García-Herreros: Absolut. Einer der besten Sätze, die er zu mir sagte, war: ,Spiel die falschen Noten mit Überzeugung.’ Und ganz am Anfang sagte er: ,Was in den Noten steht, ist eine Referenz. Sei du selbst, spiel nicht einfach, was in den Noten steht. Erweitere die Musik.’ Bei jeder Tour verändert und entwickelt sich die Musik. Ich denke, deswegen lieben wir sie so, und die Leute merken das. Kein Konzert ist wie ein anderes.

(…)

Das vollständige Interview ist erschienen in bassquarterly 4/2019.

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